Bei Brute-Force-Angriffen werden Passwörter systematisch erraten, um sich unbefugten Zugriff zu verschaffen. In diesem Leitfaden wird erläutert, wie Brute-Force-Angriffe funktionieren, welche Auswirkungen sie haben können und welche Strategien zu ihrer wirksamen Abwehr existieren.
Erfahren Sie mehr über die Bedeutung strenger Passwortrichtlinien und Mechanismen zur Kontosperrung. Das Verständnis von Brute-Force-Angriffen ist für Unternehmen unerlässlich, um ihre Systeme vor unbefugtem Zugriff zu schützen.
Ein kurzer Überblick und die Geschichte von Brute-Force-Angriffen
Brute-Force-Angriffe sind eine klassische und nach wie vor beliebte Methode, um in Computersysteme und Online-Konten einzudringen, indem systematisch alle möglichen Passwortkombinationen ausprobiert werden, bis das richtige gefunden ist. Der Name dieser Methode, "Brute-Force", spiegelt ihre Vorgehensweise genau wider: unerbittliche Beharrlichkeit durch reine Rechenleistung.
Brute-Force-Angriffe lassen sich bis in die Anfänge der Computertechnik zurückverfolgen und gelten als eine der frühesten Hacking-Techniken. Mit der zunehmenden Verbreitung von Computern entwickelte sich der Passwortschutz zu einer grundlegenden Sicherheitsmaßnahme. Angreifer erkannten den Wert dieser digitalen Barriere und begannen, Methoden zu entwickeln, um sie zu umgehen. Anfangs waren Brute-Force-Angriffe relativ einfach und richteten sich oft gegen schwache und leicht zu erratende Passwörter. Mit dem technologischen Fortschritt wurden jedoch auch die Brute-Force-Methoden immer ausgefeilter, sodass sie zu einer dauerhaften Bedrohung für die Cybersicherheit wurden.
Auch heute noch werden Brute-Force-Angriffe eingesetzt, um Passwörter von Online-Konten, verschlüsselten Dateien und sicheren Systemen zu knacken. Moderne Brute-Force-Angriffe profitieren von leistungsstarken Rechenressourcen, verteilten Netzwerken kompromittierter Computer (Botnets) und spezieller Software, die den Prozess optimiert. Dadurch können Angreifer schnell Milliarden von Passwortkombinationen testen, wodurch selbst komplexe Passwörter angreifbar werden.
So funktionieren Brute-Force-Angriffe
Die Ziele von Brute-Force-Angriffen sind vielfältig und umfassen persönliche E-Mail-Konten, Online-Banking-Systeme, Content-Management-Systeme und den administrativen Zugriff auf Unternehmensnetzwerke. Sie stellen sowohl für Einzelpersonen als auch für Organisationen ein erhebliches Risiko dar, da erfolgreiche Angriffe zu Datenverletzungen, Identitätsdiebstahl, finanzielle Verluste und die Kompromittierung sensibler Informationen führen können.
Passwort-Cracking
Die häufigste Anwendung von Brute-Force-Angriffen ist das Passwort-Cracking. Angreifer wählen zunächst ein Zielkonto oder -system mit einem Passwort aus, das sie herausfinden möchten. Anschließend generieren sie systematisch alle möglichen Passwortkombinationen, bis sie das richtige gefunden haben. Dieser Prozess umfasst das Durchlaufen von Zeichensätzen wie Großbuchstaben, Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen in verschiedenen Kombinationen.
Wörterbuchangriffe
Zusätzlich zu rein zufälligen Kombinationen verwenden Angreifer häufig Wörterbuchangriffe. Hier verwenden sie eine vordefinierte Liste (Wörterbuch) mit häufig verwendeten Passwörtern, Phrasen oder Zeichenmustern. Der Angreifer überprüft systematisch jeden Eintrag in der Liste und versucht, ihn mit dem Passwort des Ziels abzugleichen.
Brute-Force-Algorithmen
Brute-Force-Angriffe sind nicht auf manuelle Versuche beschränkt, sondern werden häufig mithilfe spezieller Software oder Skripte automatisiert. Diese Tools implementieren Brute-Force-Algorithmen, die systematisch Passwortkombinationen generieren und testen. Moderne Brute-Force-Software ist hocheffizient und kann Millionen von Kombinationen pro Sekunde testen.
Komplexität und Länge von Passwörtern
Der Erfolg eines Brute-Force-Angriffs hängt von der Komplexität und Länge des Zielpassworts ab. Längere und komplexere Passwörter mit einer Mischung aus Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen sind exponentiell schwieriger zu knacken. Die Entropie eines Passworts, die dessen Unvorhersehbarkeit misst, spielt eine entscheidende Rolle bei der Widerstandsfähigkeit gegen Brute-Force-Angriffe.
Zeit und Ressourcen
Die Zeit, die für die Durchführung eines erfolgreichen Brute-Force-Angriffs benötigt wird, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Komplexität des Passworts, die Rechenressourcen des Angreifers und die Geschwindigkeit, mit der Passwortversuche durchgeführt werden können. Bei einfachen Passwörtern kann ein Angriff innerhalb von Sekunden erfolgreich sein, während es bei komplexen Passwörtern Jahre oder sogar Jahrhunderte dauern kann, bis sie geknackt sind.
Parallele und verteilte Angriffe
Einige fortgeschrittene Brute-Force-Angriffe sind parallel oder verteilt. Bei parallelen Angriffen werden mehrere Threads oder Prozesse gleichzeitig auf einem einzigen Rechner ausgeführt, während bei verteilten Angriffen mehrere Computer oder ein Botnetz zur Verteilung der Arbeitslast verwendet werden, wodurch die Geschwindigkeit und Effektivität des Angriffs erheblich gesteigert wird.
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Mehr erfahrenUntersuchung der Anwendungsfälle von Brute-Force-Angriffen
Brute-Force-Angriffe wurden in zahlreichen realen Szenarien in verschiedenen Branchen eingesetzt, was ihre Bedeutung als Bedrohung für die Cybersicherheit unterstreicht.
- Kompromittierung von Online-Konten – Brute-Force-Angriffe werden häufig eingesetzt, um sich unbefugten Zugriff auf Online-Konten wie E-Mail-, Social-Media- und Banking-Plattformen zu verschaffen. Cyberkriminelle probieren systematisch verschiedene Passwortkombinationen aus, bis sie das richtige gefunden haben. Sobald sie sich Zugang verschafft haben, können sie persönliche Daten stehlen, Spam versenden oder Finanzbetrug begehen.
- Netzwerk- und Serverzugriff – Angreifer zielen auf Netzwerkinfrastrukturen und Server mit schwachen oder Standard-Anmeldedaten ab. Brute-Force-Angriffe versuchen, Anmeldedaten für Fernverwaltungs-Tools wie SSH (Secure Shell) oder RDP (Remote Desktop Protocol) zu knacken. Erfolgreiche Angriffe können zu Datendiebstahl, Systemkompromittierung und lateraler Bewegung innerhalb von Unternehmensnetzwerken führen.
- Entschlüsselung – Im Bereich der Kryptografie werden Brute-Force-Angriffe eingesetzt, um verschlüsselte Daten zu knacken. Beispielsweise können Angreifer verschlüsselte Dateien oder passwortgeschützte Archive ins Visier nehmen, indem sie systematisch verschiedene Entschlüsselungsschlüssel ausprobieren. Wenn die Verschlüsselung schwach oder das Passwort einfach ist, kann der Angreifer Zugriff auf die geschützten Daten erhalten.
- Schwachstellen von IoT-Geräten – Geräte des Internets der Dinge (IoT), wie intelligente Kameras und Router, sind häufig das Ziel von Angreifern, die Heim- oder Unternehmensnetzwerke kompromittieren wollen. Brute-Force-Angriffe können auf die Standard-Anmeldedaten dieser Geräte abzielen, wodurch Cyberkriminelle die Kontrolle erlangen, Angriffe starten oder private Kommunikationen abhören können.
Wie sich Unternehmen gegen Brute-Force-Angriffe schützen können
Zu den Gegenmaßnahmen gegen Brute-Force-Angriffe gehören die Implementierung strenger Passwortrichtlinien, die Durchsetzung von Kontosperrungen oder Verzögerungen nach wiederholten fehlgeschlagenen Anmeldeversuchen sowie der Einsatz von Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA), um eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzuzufügen. Darüber hinaus überwachen Unternehmen häufig ihre Netzwerke auf ungewöhnliche Anmeldemuster und setzen Intrusion-Detection-Systeme ein, um Brute-Force-Versuche in Echtzeit zu erkennen und zu blockieren.
- Richtlinien zur Kontosperrung – Viele Unternehmen implementieren Richtlinien zur Kontosperrung, die Konten nach einer bestimmten Anzahl fehlgeschlagener Anmeldeversuche vorübergehend deaktivieren, um Angreifer daran zu hindern, wiederholt Passwörter zu erraten.
- Richtlinien für sichere Passwörter – Die Durchsetzung strenger Richtlinien für sichere Passwörter, die komplexe, lange und regelmäßig aktualisierte Passwörter vorschreiben, trägt zum Schutz vor Brute-Force-Angriffen bei.
- Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) – MFA bietet zusätzliche Sicherheit, indem Benutzer zusätzliche Authentifizierungsfaktoren angeben müssen, z. B. einen Einmalcode aus einer mobilen App oder einem Hardware-Token, selbst wenn ein Angreifer das Passwort kennt.
- Ratenbegrenzung – Die Ratenbegrenzung schränkt die Anzahl der Anmeldeversuche von einer einzelnen IP-Adresse oder einem einzelnen Gerät ein, wodurch Brute-Force-Angriffe weniger effektiv sind.
- Sicherheitsüberwachung – Die kontinuierliche Überwachung von Systemen auf ungewöhnliche Anmeldemuster und hochfrequente Anmeldeversuche kann dabei helfen, Brute-Force-Angriffe in Echtzeit zu erkennen und zu blockieren.
- Patching von Sicherheitslücken – Regelmäßige Aktualisierung von Software und Firmware, um Patches bekannter Sicherheitslücken, insbesondere in Netzwerkgeräten und Servern, kann die Angriffsfläche verringern und Risiken mindern.
- Benutzerschulung – Mitarbeiterschulungen und Sensibilisierungsprogramme klären Benutzer über Passwortsicherheit, Phishing-Bedrohungen und die Gefahren schwacher Anmeldedaten auf.
Fazit
Brute-Force-Angriffe sind nach wie vor eine anpassungsfähige Cybersicherheitsbedrohung mit erheblichen Folgen für Einzelpersonen und Organisationen. Die Implementierung proaktiver Sicherheitsmaßnahmen wie strenge Passwortrichtlinien, MFA und Sicherheitsüberwachung ist unerlässlich, um sich gegen diese Angriffe zu verteidigen und vor unbefugtem Zugriff auf kritische Daten und Systeme zu schützen. Da Angreifer ihre Techniken weiterentwickeln, müssen Unternehmen wachsam bleiben und ihre Sicherheitsstrategien anpassen, um der sich ständig verändernden Bedrohungslandschaft immer einen Schritt voraus zu sein.
"Häufig gestellte Fragen zu Brute-Force-Angriffen
Bei einem Brute-Force-Angriff probiert ein Angreifer alle möglichen Passwörter oder Schlüsselkombinationen aus, bis eine davon funktioniert. Sie zielen auf Anmeldeseiten, verschlüsselte Dateien oder sichere Dienste ab, indem sie Tausende bis Millionen von Vermutungen automatisieren. Da jeder Versuch unkompliziert ist, kommt es eher auf Rechenleistung als auf clevere Exploits an. Man kann sich das so vorstellen, als würde man jeden Schlüssel an einem riesigen Schlüsselbund ausprobieren, bis endlich einer das Schloss öffnet.
Angreifer verwenden Skripte oder spezielle Tools, um schnelle, wiederholte Anmelde- oder Entschlüsselungsversuche zu senden. Sie beginnen mit gängigen Wörtern und gehen dann zu längeren Zeichensätzen über – Kleinbuchstaben, Großbuchstaben, Zahlen und Symbole.
In jeder Runde wird ein neues Passwort getestet, bis es erfolgreich ist oder das System gesperrt wird. Wenn keine Ratenbegrenzungen oder Kontosperrungen vorhanden sind, versucht der Angreifer so lange, bis er Erfolg hat.
Es gibt einen einfachen Brute-Force-Angriff, der alle möglichen Kombinationen durchläuft. Bei einem Wörterbuchangriff werden Listen mit gängigen Passwörtern oder durchgesickerten Anmeldedaten verwendet. Bei hybriden Angriffen werden Wörter aus dem Wörterbuch mit Zahlen oder Symbolen kombiniert, beispielsweise "Password123!".
Beim Credential Stuffing werden Benutzername/Passwort-Paare aus früheren Sicherheitsverletzungen wiederverwendet. Bei jeder Methode gibt es einen Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Reichweite, je nachdem, wie viel der Angreifer über wahrscheinliche Passwörter weiß.
Angreifer nutzen Tools wie Hydra, Medusa oder Burp Suite's Intruder, um Login-Versuche zu automatisieren. Sie führen diese auf leistungsstarken Servern oder Botnets aus, um die Versuche zu beschleunigen. GPU-basierte Cracking-Tools wie Hashcat konzentrieren sich auf verschlüsselte Hashes. Einige Skripte randomisieren das Timing, um eine Erkennung durch Ratenbegrenzung zu vermeiden. Andere integrieren Proxys oder VPNs, um IP-Adressen zu rotieren und Sperren oder Blacklists zu umgehen.
Wenn ein Angreifer ein Passwort knackt, kann er Daten stehlen, Konten kapern oder sich lateral in Ihrem Netzwerk bewegen. Ein kompromittiertes Administratorkonto kann zur vollständigen Übernahme des Systems führen. Beschädigte Verschlüsselungsschlüssel legen sensible Geheimnisse offen. Über den direkten Verlust hinaus riskieren Sie Ausfallzeiten, Geldstrafen und Reputationsschäden. Selbst fehlgeschlagene Angriffe können die Ressourcennutzung in die Höhe treiben und Fehlalarme auslösen, wodurch die Reaktionskräfte von echten Bedrohungen abgelenkt werden.
Suchen Sie in Ihren Protokollen nach wiederholten fehlgeschlagenen Anmeldeversuchen vom selben Konto oder IP-Bereich. Warnmeldungen zu mehreren schnellen Authentifizierungsfehlern – insbesondere über verschiedene Konten hinweg – sind Alarmsignale. Überwachen Sie CPU- und Speicherauslastungs-Spitzen im Zusammenhang mit Entschlüsselungstools.
Legen Sie Schwellenwerte für fehlgeschlagene Anmeldeversuche pro Minute fest und lösen Sie Benachrichtigungen aus. Wenn Sie eine Häufung von "falsches Passwort"-Fehlern feststellen, sollten Sie davon ausgehen, dass jemand einen Brute-Force-Angriff durchführt.
Aktivieren Sie Kontosperrungen oder exponentielles Backoff nach einigen falschen Versuchen. Setzen Sie strenge Passwortrichtlinien durch – lang, einzigartig und zufällig. Verlangen Sie eine Multi-Faktor-Authentifizierung, damit ein geknacktes Passwort allein nicht ausreicht. Drosseln Sie Anmeldeanfragen und verwenden Sie CAPTCHAs in öffentlichen Formularen. Überwachen Sie Protokolle auf fehlgeschlagene Versuche und blockieren Sie verdächtige IPs. Halten Sie schließlich Ihre Systeme auf dem neuesten Stand, damit Angreifer Sperren oder Ratenbegrenzungen nicht umgehen können.
SIEM-Plattformen (Security Information and Event Management) wie SentinelOne können Muster fehlgeschlagener Anmeldungen erkennen. Web Application Firewalls (WAFs) können wiederholte Versuche drosseln oder blockieren. Der Endpoint-Schutz von SentinelOne markiert außerdem Verhaltensweisen, die auf das Erraten von Anmeldedaten hindeuten, und hilft dabei, kompromittierte Systeme unter Quarantäne zu stellen.

